Couchgespräche 11.2021 – 30 Jahre Sichtbarkeit von Lesben in Köln

In unserer Reihe „Couchgespräche“ dokumentieren wir Zeitzeug*innen für die digitale Mediathek unseres Projektes Living Library.


Couchgespräche am 28.11.2021, 16:00 Uhr im anyway (Kamekestr. 14, Köln) + Online-Stream

30 Jahre Sichtbarkeit von Lesben in Köln

Veranstaltung

Am Sonntag, 28. November 2021, befassen wir uns in unserer Veranstaltungsreihe „Couchgespräche“ mit der Geschichte der und dem Kampf für die Sichtbarkeit von Lesben in Köln in den letzten Jahrzehnten. Hierüber spricht die fachkundige Moderatorin Ricarda Hofmann ab 16:00 Uhr im Kölner Jugendzentrum anyway mit den beiden Aktivistinnen Sabine Arnolds und Ulrike Anhamm.

Wenn ihr vor Ort dabei sein möchtet, beachtet bitte, dass 2G- gilt.

Gleichzeitig wird das Couchgespräch im Livestream über Facebook wie auch Youtube zu sehen sein.

Thema

Vor 30 Jahren, 1991, gründete sich der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLUST) als Zusammenschluss verschiedener lesbischer und schwuler Organisationen wie auch Einzelpersonen, um den Kölner CSD zu organisieren. Ziel war und ist es, eine Öffentlichkeit für die Vielfalt der Liebe und Lebensentwürfe zu schaffen, die ansonsten im Stadtleben untergeht.

Eine Situation, die lesbischen Frauen auch innerhalb der Szene, heute LSBTIAQ-Gemeinschaft oder -Community genannt, sehr bekannt ist: Auch wenn Lesben im Namen zuerst erwähnt wurden, so war es für sie ein mühsamer Weg, als gleichwertig wahrgenommen zu werden. Innerhalb des KLUSTs mussten sie sich gegen die Dominanz der Interessen der schwulen Männer durchsetzen. Auch in der Öffentlichkeit und den Medien, die lange vom CSD als „Schwulendemo“ sprach, mussten sie um Beachtung kämpfen. Im SCHuLZ, dem damaligen Schwulen- und Lesbenzentrum (1985-2003), kamen die Frauen ebenfalls nicht drumherum, sich ihre eigenen (Zeit-)Räume zu erobern.

Dabei waren gerade die 90er Jahre auch für die lesbische Szene ein Jahrzehnt des Aufbruchs, in dem sich die Gastro- und Partyszene für Lesben enorm entwickelte. Ob Karneval, Kulturfestivals oder Kunst, Lesben waren allgegenwärtig und lesbische Frauen wie Hella von Sinnen oder Maren Kroymann wurden zu Kultfiguren des Fernsehens.

Trotz steter Veränderungen sahen viele Lesben die Notwendigkeit, durch einen WomenPride im Rahmen des CSDs wie auch seit einigen Jahren durch einen Dyke-March mehr Gemeinsinn und Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erreichen.

Zwei Menschen, die nicht nur als Zeitzeuginnen diese Entwicklung aus verschiedenen Blickwinkeln über die Jahrzehnte beobachtet, sondern diese als Aktivistinnen selbst mitgeprägt haben, sind Gäste in diesem Couchgespräch: Sabine Arnolds (Journalistin, ehemals im Vorstand von Aidshilfe Köln und KLUST) sowie Ulrike Anhamm (Journalistin, Mitbegründerin der Zeitschrift Lespress).


Zeitzeuginnen

© Ulrike Anhamm
Ulrike Anhamm

Jahrgang 1961, machte neben ihrem Studium in den 80ern erste Erfahrungen im Fotojournalismus bei einem Bonner Pressebüro im Regierungsviertel, fotografierte in der freien Theaterszene und wurde Anfang der 90er Mitbegründerin des Bonner Schwulen- und Lesbenmagazins Mixtour. Sie engagierte sich einige Jahre bei Act Up Köln, wurde Redaktionsmitglied der Zeitung Boulevard HIV und arbeitete ehrenamtlich etliche Jahre in der Aids-Hilfe Bonn.
Als Posaunistin spielte sie im lesbisch-schwulen Orchester Homophonia Colonia, dem Christopher-Street-Orchester (CSO) und dem Rainbow Symphony Cologne (RSC) auf diversen Kölner CSDs.
1995 gründete sie mit Monika Richrath das erste monatlich bundesweit erscheinende Lesbenmagazin Lespress, das bis 2006 erschien.
Ulrike Anhamm ist immer noch Journalistin und Fotografin und spielt immer noch Posaune – allerdings nicht mehr hauptsächlich in queeren Zusammenhängen.

Sabine Arnolds

Jahrgang 1962, wuchs mit drei Brüdern in einer Patchwork-Familie auf, als es den Begriff noch gar nicht gab. Nach dem Sportstudium arbeitete sie zunächst 15 Jahre lang bei einem Verband, davon 10 Jahre als Redakteurin. Anschließend war sie für ein Jahrzehnt freiberufliche Journalistin. Ab 1990 engagierte sie sich ehrenamtlich in der Aidshilfe Köln. Besonders lag ihr dabei die Öffentlichkeitsarbeit am Herzen. Gespräche über das Stigma und das Tabu, das mit HIV und AIDS einherging, führte sie mit Leidenschaft.
Seit Beginn des jährlich stattfindenden Kölner CSDs gehörte sie zum festen Stamm von Mitarbeitenden auf dem Bierstand oder am Infopoint der Aidshilfe. Nach 11 Jahren Vorstandsarbeit wechselte sie 2009 in den Vorstand des KLuSTs und verantwortete dort vier Jahre lang die Pressearbeit des CSD Köln/Cologne Pride, knüpfte internationale Kontakte wie auch in die Politik.
2012 gründete sie mit Daniela Zysk das Online-Magazin phenomenelle.de. Die beiden Ko-Gründerinnen holten schnell auch Ulrike Anhamm ins virtuelle Boot. Seit 2009 kommt für Sabine erstmals das aktivistische und berufliche Leben zusammen. Sie arbeitet für den Dachverband Lesben und Alter e.V. als Referentin und Leitung der Geschäftsstelle.

© Sabine Arnolds

Moderation

© Ricarda Hofmann
Ricarda Hofmann

geboren 1987 in Düsseldorf, begann 2009 während des Bachelorstudiums der Politikwissenschaften in Würzburg Bühnenprogramme und Gags zu schreiben. Neben Comedy-Newcomern arbeitete sie auch für etablierte Comedians wie Markus Krebs oder Rüdiger Hoffmann. Bis heute entwickelt Ricarda Sketche und Texte für Bühne, Radio-, Web- und Fernsehformate.
2018 gründete sie „Busenfreundin“, den aktuell reichweitenstärksten LSBTIQ-Infotainment-Podcast in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2020 folgten ein thematisch an den Podcast anknüpfende Online-Magazin sowie eine gleichnamige Party-Eventreihe.
Mit ihrer Podcast-Live-Tour ist Ricarda ab 2022 unterwegs.


Living Library & Couchgespräche werden gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Fonds Soziokultur.