persönliche Stellungnahme und Einladung

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Nach zwei Jahren Förderung hat die nun CDU/FDP-geführte NRW-Landesregierung, bislang homochroms großzügigster Förderer mit 10.000€ im letzten Jahr, dem diesjährigen erhöhten Antrag für das Filmfest homochrom in Köln und Dortmund eine komplette Absage erteilt. Eine Entscheidung der Film- und Medienstiftung NRW steht noch aus. Es ist unklar, wie und ob es mit dem einzigen queeren Filmfest im Rhein-Ruhr-Gebiet weitergeht, welches eines der größten und wichtigsten von 25 in Deutschland und womöglich eines der Top 60 von über 240 Queerfilmfestivals weltweit ist.

 

Ja, tatsächlich ein Zehntel der weltweiten queeren Filmfestivals findet in Deutschland statt. Auch wegen dieser besonderen Situation hat der Haushaltsausschuss des Bundestags, einem rot-grünen Antrag folgend, Mittel für die Förderung des deutschen Festivalverbands QueerScope von jährlich 230.000€ für die Jahre 2017 bis 2022 freigegeben. Die zuständige Behörde, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die der Bundeskanzlerin direkt zugeordnet ist, will sich nach nunmehr 17 Monaten endlich Zeit für eine Förderentscheidung nehmen. Eine Ablehnung durch die BKM scheint möglich. Was mit den für 2017 bereitgestellten und nicht abgerufenen Geldern im Bundeshaushalt geschehen ist, weiß ich nicht.

 

Vielleicht ist es kein Zufall (s. u.), dass der jamaikanische Hass-Künstler Bounty Killer nach 10 Jahren wieder in Deutschland auftreten darf, am 29.04. in Wuppertal und Dortmund. Seine von christlichen Kolonialherren geprägte Homophobie brachte er sogar in Mordaufrufen zum Ausdruck. Angeblich ist er vertraglich verpflichtet, diese Hetze beim Dortmunder Konzert zu unterlassen. Mir ist nicht bekannt, dass es außer dem Konzertveranstalter eine kontrollierende Instanz geben wird. Es ist aber dieselbe LSBTIQ-phobie, die auch im christlich geprägten Deutschland noch vorherrscht, wenn auch etwas subtiler. Immerhin wurden wegen politischer Argumentationslosigkeit selbst auf höchster Bundesebene vage „Bauchgefühle“ zur Fortsetzung von Diskriminierung vorgeschoben – was am Ende die Ehe für alle nicht aufhalten konnte, aber der gesamten Bevölkerung als vorzügliches Vorbild dienen durfte. Warum sonst müssen sich LSBTIQ-Menschen hierzulande weiterhin verstecken, z.B. Schauspieler*innen (s. Süddeutsche), Fußballspieler (s. 11freunde), Konzernvorstände und viele weniger öffentliche Menschen? „Warum Homophobie unchristlich ist“, erklärte Lucas Wiegelmann kürzlich in einer Gegenrede zu Matussek.

 

Aber müssen jetzt, da so viele LSBTIQ-Rechte und -Strukturen erstritten wurden, immer noch tagtäglich Queer-Themen diskutiert werden? Nein, müssten nicht unbedingt, und doch ja, denn noch leben nicht alle mündigen Menschen gleichbehandelt und selbstbestimmt. Zudem ist dies ein tagtägliches Leiden für viele, die sich verstecken müssen oder Diskriminierung stärker zu spüren bekommen. Viele Heterosexuelle, auch in der Bundesregierung, empfinden die LSBTIQ-Integrierung als Bürde.

Ich sehe: Erst Diskriminierung macht andere zur Last!

Weil man die ausgegrenzten Menschen nicht mittragen, aber im besten Fall zum eigenen Vorteil ausnutzen möchte, hält man an letzten Bollwerken der Menschenrechtsdiskriminierung fest. So kann man getrennte Menschengruppen leicht gegeneinander ausspielen.

 

Dabei bringen sich LSBTIQ-Menschen, sofern sie nicht an den äußersten Rand der Gesellschaft wegdiskriminiert werden, im selben Maße in die Gesellschaft ein – wenn nicht gar kompensatorisch in höherem Maße (s. 11freunde oben). Und diese Kompensation wie auch gute Absichten dürfen sich in Vereinsstrukturen selbst ausbrennen oder werden politisch ausgenutzt – das funktioniert in der katholischen Kirche ja auch ganz gut.

 

Es geht nicht darum, LSBTIQ-Menschen besondere Rechte einzuräumen, sondern eine jahrhundertelang vorenthaltene Gleichberechtigung und Selbstbestimmung sowie eine erst durch Diskriminierung notwendige Integrierung zu gewährleisten und dann endlich ein gemeinschaftliches Zusammenleben zu gestalten. Wir sollten aufhören, uns klein zu machen, wegzuducken, einzugraben.

 

Und weil immer neue Generationen von LSBTIQ-Menschen in heterosexuell geprägten Familien, Schulen und Umfeldern aufwachsen, ihre Andersartigkeit begreifen und eigene Identitäten entwickeln müssen, sind leicht zugängliche, differenzierte und positive Vorbilder und Freiräume, wie sie z.B. bei Queerfilmfestivals auf der Leinwand sichtbar gemacht, diskutiert und gelebt werden, zu jeder Zeit wichtig. Viele Jahrzehnte wurde LSBTIQ-Kultur unterbunden oder gar zerstört (s. NS- und §175-Opfer, Aussitzen der Aidskrise). Es wird Zeit, dieses Defizit auch durch finanzielle Förderung wiedergutzumachen, künftigen Generationen positive Vorbilder und kreative Freiräume zu gönnen.

 

Mir fällt immer wieder auf, dass Konservatismus und Diskriminierung im Politischen stärker von „christlichen“ Parteien und der AfD befeuert werden als von sozial-linken. Diskriminierung bedeutet ja nichts anderes als Trennung oder Absonderung, und diese Trennung wird im Kapitalismus wie im Staatswesen für eine Ungleichbehandlung der anderen und meist zur Ausnutzung der abgesonderten Menschen eingesetzt. Von der Warte der ursprünglichen Nächstenliebe Christi aus betrachtet wäre dies alles andere als christlich, egal wie viele Kreuze man im Schilde trägt oder anderen aufbürdet.

 

Ich gehöre keiner Partei oder Religion an, bin nur Mitglied bei homochrom, QueerScope, Greenpeace Energy und dem Verband der deutschen Filmkritik; mich als Zwillingskind und queerer Mensch interessiert nicht so sehr das Wohlergehen einiger weniger (z.B. mir selbst), sondern das der gesamten Erdenfamilie, das weltweite Gemeinwohl von Planet, Pflanze, Tier und Mensch.

 

Solange Trennung und Zwietracht (ich-du, Mann-Frau, hetero-homo/trans*, arm-reich, Inland-Ausland, Christ-Muslim) aufrechterhalten werden, können die Nutznießer davon ablenken, was das eigentliche Problem ist: dass andere für ihre Privilegien arbeiten und ausgenutzt werden. Ja, auch du und ich sind Gehilfen dieser Ausbeutungsketten, irgendwo mittendrin. Wir nutzen aus und lassen uns ausnutzen, aus Bequemlichkeit, aus vermeintlicher Hilf- und Machtlosigkeit.

 

Aber ach, was könnten wir schon tun? Wir könnten unsere Bequemlichkeit und Indifferenz aufgeben und einfach machen, anfangen, gemeinsam eine schönere Welt zu gestalten. Wir könnten z.B. eine weltweite Grundversorgung mit Wasser, Nahrung, Unterkunft, Bildung, Gesundheit und Freiheit sowie sauberere Technologie gewährleisten, damit die Menschheit zufrieden und in Frieden leben kann. Selbst eine kooperative Star-Trek-Gesellschaft ist im Grunde realistisch erreichbar.

 

Unmöglich? Es ist eh kein Geld vorhanden? Bei all der Lebensmittelverschwendung, der im Krieg zerstörten Heimaten, Millionen verschlingenden Fehlplanungen (allein im NRW-Kultursektor: Kölner Oper, Bonner Beethovenhalle, Düsseldorfer Schauspielhaus, s. ksta) und jährlich 1,7 Billionen Dollar an weltweiten Militärausgaben (s. statisti.com) sollte das ein Kinderspiel werden. Wie viele Ressourcen gehen dafür drauf, eigene Ressourcen vor anderen zurückzuhalten und den anderen ihre Ressourcen abspenstig zu machen? All die Gelder, die an Aktionäre und Vorstände ausgezahlt werden, könnten in saubere Technologien, bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Löhne investiert werden. Sind 50.000 Großkonzernangestellte von 5 Vorständen abhängig oder ist es nicht genau umgekehrt? Es gibt so viele lebenswertere Ideen. Mit globaler Kooperation könnten wir bessere Menschen sein, wenn wir nur uns selbst nicht zu wichtig nähmen und deswegen über andere stellten. Aber sind wir erwachsen genug, um zu teilen?

 

Es wird Zeit, irgendwo anzufangen.

 

Zurück zu Bounty Killer: Der Name bedeutet nicht nur Kopfgeld-Mörder. Oh nein, das englische Wort „bounty“ bedeutet neben Kopfgeld auch Zuschuss, Spende, Großzügigkeit. Wer oder was wird hier also wofür gekillt?

Egal warum er jetzt wieder seine Botschaften in Deutschland verbreiten darf, habe ich entschieden, seinem Hass so wenig Ablehnung wie möglich entgegenzusetzen. Wenn wir Feuer mit Feuer bekämpfen, verbrennen wir nur uns selbst und viel mehr drum herum, als uns lieb ist.

 

Wollen wir immer nur gegen etwas sein (gegen AfD, gegen Rechte, gegen Homo-Hasser), ihnen unsere Zeit und Aufmerksamkeit schenken, ihre Ideen befeuern, ihre Namen überall plakatieren?

Das hat der AfD und Trump durch kostenlose Medienpräsenz sehr gut bei ihrem Aufstieg geholfen – auch in euren Facebook-Profilen: egal ob pro oder „no AfD“ hörte man immer nur AfD, aber keine echten Alternativen.

Wollen wir nicht endlich unsere Aufmerksamkeit von ihnen abziehen und unsere Energien auf positive, gemeinschaftliche, wohlwollende Ziele lenken, in Taten?

Ein Gefällt-mir bei Facebook oder ein Kreuzchen alle vier Jahren gibt nur anderen Macht.

Wann endlich MACHT, gestaltet ihr wieder etwas?

Findet wieder zusammen, nicht um zu protestieren, sondern um zusammen mit aufgeschlossenen, kooperativen, kreativen Menschen positive Projekte durch Taten voranzubringen!

 

Ich habe mich entschieden, statt eines sinnlosen Protestes lieber Stellung zu beziehen und ein großzügiges Teilen und friedliches Miteinander als Gegenentwurf zu schaffen. Wenn wir christliche Werte leben wollen, dann bitte die ur-Jesus-Christ-lichen: ethisch und sozial sein (nein, nicht parteipolitisch/-ideologisch), Nächstenliebe und Annahme aller Menschen leben, gemeinschaftlich.

 

Ich, Martin Wolkner, lade alle herzlich am 29.04. um 20:15 Uhr zu einer kleinen, friedlichen Veranstaltung in die Schauburg in Dortmund. Kostenlos gezeigt wird der queer-romantische Spielfilm DIE HÜTTE AM SEE über die Suche eines geflüchteten Syrers nach Heimat und menschlicher Nähe. Ich möchte damit ein Symbol für bedingungsloses Teilen, Zusammenkunft, Gemeinschaftlichkeit, für die Idee von homochrom und die Notwendigkeit der Sichtbar-Machung queerer, kooperativer und lebensbejahender Projekte setzen.

 

Der Eintritt ist kostenlos, denn ich decke privat die Saal- und Filmmiete.

Falls ihr mir finanziell etwas zurückgeben möchtet, so werde ich aufrichtig danke sagen.

Falls am Ende sogar Geld übrig bleiben sollte, wird es an den gemeinnützigen homochrom e.V. gespendet. Zuerst einmal profitieren aber das Kino, der Filmverleih und möglicherweise die Filmemacher von meiner Veranstaltung.

 

Wenn ihr also mögt, kommt sehr gerne mit mir zusammen und bringt Freude und Lachen mit.

Die Kapazität ist auf 156 kostenlose Plätze beschränkt, denn ich möchte den Film noch einmal mit euch zusammen sehen.

Verbindliche Zusagen sind an reservierung@homochrom.de möglich.

 

Und auch danach sollten wir uns unterhalten und einigen, wie wir gemeinsam, gemeinschaftlich unser Zusammenleben gestalten, und dann tatsächlich in Taten Gutes machen.

 

Weitere Infos unter homochrom.de oder facebook.com/events/1679124155509914.

 

P.S.: Dies ist meine persönliche Ansicht und spiegelt in keinster Weise die Meinung erwähnter Personen, Gruppen, Vereine, Unternehmen etc. wider.